Txokoa Gastrobar 4.18

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Weserstr. 6
Neukölln, 12047
Germany

About Txokoa Gastrobar

Txokoa Gastrobar Txokoa Gastrobar is a well known place listed as Restaurant in Neukölln , Restaurant/cafe in Neukölln ,

Contact Details & Working Hours

Details

Woher kommt der Name?
Txokoa [ˈtʃokoa] - das Txoko - ist ein baskischer Begriff. Txokos sind Kochgesellschaften (sociedad gastronómica), die im ganzen Baskenland zu finden sind. Die ältesten solcher Txokos wurden bereits im 19. Jahrhundert gegründet. Txoko leitet sich von dem Wort zoko ab und bedeutet wörtlich gemütliche Ecke/Schlupfwinkel.
Traditioneller Weise sind Txokos Orte, wo sich Freunde treffen, neue Rezepte ausprobieren und gesellig sind.

Wer wir sind?
Dazu hat der großartige Autor Uli Hannemann eine langjährige biografische Recherche durchgeführt:

Wir über uns. Eine Fortsetzungsgeschichte (demnächst auf unserer Webseite!)

1. Folge: Kindheit

Vor vielen Jahren. Wie täglich zur Mittagszeit, erbebte die Calle Tenedor in Bilbao unter unglaublichem Geschrei. In Haus Nummer vier barsten die Fensterscheiben und inmitten der Scherben strömten die besorgten Nachbarn herbei, die einen Überfall einer tausendköpfigen mit Mammuts berittenen Berserkerbande befürchteten. Doch der Grund war immer derselbe: Der kleine Ager Urigüen wollte mal wieder nicht essen. Die Mutter war verzweifelt.

Sie versuchte es mit gutem Zureden, baskischen Liedern und Märchen – umsonst. Eines Tages aber stellte sie fest, dass der Kleine nicht mehr brüllte, wenn sie die Speisen variierte und abwechselnd in kleinen Portionen servierte. Hier ein wenig Milchbrei, da eine halbe zerquetschte Banane, dort eine weichgekochte Möhre. Das Prinzip schien dem Kind zunächst zu gefallen. Interessiert kostete es mal hier und mal da, verzog schließlich angewidert den Mund und machte sich am Ende selbst ans Werk: Es mischte geringe Mengen von Möhre und Banane mit beiden Händen und patschte anschließend so lange mit dem Löffelchen darauf herum, bis die ursprüngliche Konsistenz des Breis komplett verändert war: Entstanden war ein kunstvoller „Möhren-Bananen-Schaum an roten und grünen Gummibärchen“, die der damals vierjährige Ager zur Dekoration aus seiner Hosentasche zauberte. Erstmals war er mit dem Ergebnis zufrieden, erstmals aß er alles auf.

Von nun an gab es kein Halten mehr. Während die Freunde Frösche sezierten oder Fußball spielten, experimentierte Ager mit immer neuen Kombinationen. Er zentrifugierte den Milchbrei in der Waschmaschine und raspelte die Möhren mit Vaters Rasierer in mikroskopisch kleine Stücke, bis sie Bananenaroma aufwiesen – improvisierte Molekularküche. Mit der Zeit änderten sich die Grundstoffe: Aus Bananen, Möhren und Brei wurden Muscheln, Fenchel oder Wildschweinschinken - alles Zutaten, die im nahen Wald zu finden waren (in den sich auch die Muscheln verirrt hatten, die zu jener Zeit noch laufen konnten, doch das ist eine ganz andere Geschichte). Da stand der zukünftige Beruf des kleinen Künstlers natürlich längst fest: Koch.


Weit weg von Bilbao lebte im chilenischen Valle Central ein kleiner Junge mit einer außerordentlichen Begabung. Als einziger Mensch der Welt konnte Giovanni Miranda Gonzalez mit den Flüssigkeiten sprechen. Dazu musste er sie nur in den Mund nehmen und weich um seine sensible Zunge spülen lassen. „Na, wie schmecke ich?“, fragte zum Beispiel das neugierige Wasser. „Nach einer feinen Note von Nichts, die dezent ins Neutrale spielt und dabei über eine halbdeutige Nuance von Bergkiesel verfügt. Sehr trinkig“, antwortete Gio. So perfekt beherrschte er bereits die Sprache der Getränke. „Und, wie schmecke ich?“, wollte eines Tages auch das eitle Motoröl wissen.

Der gerechte Giovanni behandelte alle Getränke konsequent gleich, egal, ob sie dufteten oder stanken, hübsch anzusehen waren oder hässlich: „Moment ... ja … hm … ein ziemlich strenger, aber für den Kenner vielleicht nicht uninteressanter Hauch von …“

Auch im Krankenhaus gab es jede Menge spannender Flüssigkeiten, denen Gio aber schon am nächsten Tag auf Wiedersehen sagen konnte, denn zum Glück hatte er nur wenige Tropfen des Öls probiert. Trotzdem wandte er sich von nun an lieber dem Wein zu und schenkte ihm all die Zuneigung, die ihn mit dem Nass verband. Schon mit zwölf Jahren wollte er nur noch Sommelier werden. Der Vater tobte, die Mutter weinte, der Onkel lachte, die Tante hatte gar nicht richtig hingehört. Doch eines Tages würden sie alle noch verstehen und sehr, sehr stolz sein… (Fortsetzung folgt)

Mehr von Uli hier: http://ulihannemann.de/