Berlin braucht Schülerläden 1.88

Immer mehr Kinder verbringen immer längere Zeit in der Schule. Nach einem inzwischen immer längeren Unterricht wird in der Schule Mittag gegessen und auch der Nachmittag im Ganztagsbereich der Schule verbracht. In Berlin werden inzwischen etwa 2/3 aller Grundschulkinder ganztags in der Schule betreut.

Was die Eltern in ihrer Balance zwischen Familien und Beruf unterstützt, bedeutet für viele Kinder auch eine Einschränkung ihres Bewegungs- und Erfahrungshorizonts. Denn aus personellen wie strukturellen Gründen findet die ganztägige Betreuung in erster Linie im Schulgebäude und auf dem Schulhof statt. Diese sind in der Regel aber gar nicht für eine Ganztagsbetreuung gedacht. Kindliche Bedürfnisse jenseits von Unterricht und Hausaufgaben kommen da häufig zu kurz.

Über viele Jahrzehnte haben Schülerläden die Entwicklung der Ganztagsbetreuung von Schulkindern in (West)Berlin wesentlich geprägt. Noch vor 10 Jahren gab es in Berlin etwa 250 Schülerläden, die nach dem Schulvormittag und in den Ferien Anlaufpunkt für viele Kinder waren. Selbstverwaltet von ErzieherInnen und Eltern, kiezbezogen und mit kleinen überschaubaren Gruppen. Dann kam die zentral verordnete Verlagerung der Horte in die Schulen und damit das Aus für die meisten Schülerläden. Denn in der schönen neuen Welt der Ganztagsgrundschule war kein Platz für kleine selbstbestimmte Einheiten.

10 Jahre nach der Hortverlagerung lässt sich ein erstes Resümée ziehen. Wir behaupten, dass Berlin der Abschied von den Schülerläden nicht gut getan hat.