Barla Mannheim 3.06

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Jama' at-un Nur - Gemeinschaft des Lichtes


Jama’at-un Nur, Gemeinschaft des Lichtes versteht sich als Aufklärungsbewegung, die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, die Moderne mit dem Islam zu versöhnen. Sie fordert und betreibt daher eine Neuinterpretation des Koran im Lichte unserer Zeit.



Im Mittelpunkt des geistigen Lebens der Gemeinschaft steht neben Koran und Sunna das von ihrem Stifter, Bediüzzaman Said Nursi (1876-1960), verfasste „Risale-i Nur“. Die Gemeinschaft geht davon aus, dass es sich dabei um ein logisches und wissenschaftlich fundiertes Konzept für die Bewältigung der Gegenwartsprobleme handelt, mit denen sich die Muslime in verstärktem Masse konfrontiert sehen.



Said Nursi wurde im Jahre 1876 in Nurs, in der Osttürkei, geboren. Es wird überliefert, dass ihm von seinem 9. Lebensjahr an von seinem älteren Bruder Abdullah die Grundkenntnisse des Islam vermittelt wurden. Der junge Said besuchte in dieser Zeit die Koranschule des Mulllah Muhammed Amin in Tagh. Später wechselte er zu den Korangelehrten Sayyid Nur Muhammed über.



Während dieser Zeit nahm Said Nursi brieflich mit zahlreichen bekannten Moscheepredigern und Religionsführern in der Osttürkei Verbindung auf und absolvierte auf diese Weise eine



Art „theologische Fernkursus“. Zuletzt wurde er von Shaikh Muhammed Jalali unterwiesen. Neben seiner beruflichen Tätigkeit beschäftigte er sich mit jeglicher Literatur moderner Wissenschaften, der er im Ostanatolien habhaft werden konnte. Said Nursi schloss im Alter von etwa vierzehn Jahren seine Ausbildung ab. Inzwischen war er so bekannt geworden, dass der regionale Gouverneur von Van ihn als seinen Privatsekretär einstellte.



Said Nursi wurde mit der Zeit so bekannt, dass ihn der Gouverneur von Van, Hassan Pascha, in sein Provinz berief, um den dort lebenden Stämmen Glaubensunterricht zu erteilen. An der Horhor-Medresse (Religionsschule) von Van führte Said Nursi die erste Unterrichtsreform der Türkei durch. Vor allem war er um die Gründung einer modernen islamischen Universität in der Osttürkei bemüht. Zwar hatten der Sultan und das Parlament seinen Plänen schließlich zugestimmt, sie konnten jedoch durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht mehr realisiert werden.



Bereits in seiner später berühmt gewordenen Predigt in der Omayyaden-Moschee von Damaskus (1911) hatte Said Nursi auf den Zustand des Islam hingewiesen und damit das Ziel seiner Bewegung skizziert. Seine damals gestellte Diagnose lautete: Die muslimische Gemeinschaft ist krank, sie ist gekennzeichnet von einem totalen Zusammenbruch ihres sozialen und politischen Systems, durch wachsende Feindschaft unter den Muslimen, durch die Vernachlässigung von Solidarität in den Beziehungen der islamischen Völker untereinander sowie durch die Anbetung des Totalitarismus und durch wachsende Egoismus. Die Lösung der vielfältigen Probleme sieht Said Nursi in einer Rückbesinnung auf die Glaubensquellen und in der Praktizierung einer am Koran orientierten Lebensweise.



Im erstem Weltkrieg befehligte Said Nursi ein Freiwilligenregiment, das aus seinen Schülern gebildet worden war. Er geriet in die russische Gefangenschaft und schrieb in Sibirien einen ersten Korankommentar. Nach zweinundeinhalb Jahren glückte ihm die Flucht. Über Petersburg, Warschau, Berlin und Wien kam er im Jahre 1918 nach Istanbul zurück und erhielt alsbald eine Berufung als Mitglied des „Dar’ul-Hikmat-al Islamiyya“, des Islamischen Hauses der Weisheit, der Obersten Religionsbehörde des Osmanischen Reiches.



In der Mitte der zwanziger Jahre kam es - wie Said Nursi schrieb- „zum Bruch zwischen dem alten und dem neuen Said“. Er konzentrierte sich fortan allein auf den Koran als maßgeblichen Führer der islamischen Gemeinschaft. Der Bruch zwischen dem „alten und neuen Said“ führte aber auch zur Entzweiung mit Mustafa Kemal Pascha (Atatürk), der ihm zuvor noch die Stellung eines Obersten Moscheepredigers im Ostanatolien angeboten hatte. Die Gegensätze zwischen den beiden Männern waren unüberbrückbar geworden. Während die junge Republik im Auftrag ihres Staatspräsidenten die islamische Organisationsstruktur zerschlug und das Eigentum der Gemeinde konfiszierte, die Orden aufhob, Moscheen schließen ließ und die Geistlichkeit zum Teil blutig verfolgte, das heißt den Islam völlig aus dem öffentlichen Leben der Türkei verbannte, verfolgte Said Nursi ebenso öffentlich die Auffassung, dass der Niedergang der Türkei nur durch eine Rückbesinnung auf die eigenen kulturellen und sozialen Werte, auf die eigene vom Islam geprägte Identität aufgehalten werden könne.



Dazu schrieb das „Risale-i Nur Institut von Amerika“: Said Nursis „Gegnerschaft den europäisch orientierten Reformen gegenüber muss vor diesem Hintergrund verstanden werden. Der Einbruch Europas ist für ihn gewissermaßen die Folge der unter den Muslimen herrschenden Verhältnisse. Nur dadurch, dass die Muslime sich wieder auf den Koran besinnen und ihr Leben an ihm orientieren, kann der Niedergang der islamischen Welt in einen neuen Aufstieg verwandelt werden“ (Lichter für die Nacht der Zukunft heißt „ Berkeley/Cal., 1977) Im Jahre 1925 wurde Said Nursi für acht Jahre nach Barla verbannt. Während dieser Zeit verfasste er sein Hauptwerk, das „Risale-i Nur“ (Abhandlungen des Lichts), das der Bewegung seinen Namen geben und zur Mitte der neuen Bruderschaft werden sollte.













Ziel der Gemeinschaft





Die Jama’at-un Nur versteht sich als religiöse Reformbewegung, die die moderne Technologie und Wissenschaft mit dem Islam versöhnen möchte. Ihr Ziel ist daher eine Neuinterpretation des Koran im Lichte unseres Jahrhunderts. Die Bewegung geht davon aus, dass das „Risale-i Nur“ ein logisches und wissenschaftlich fundiertes Konzept für die Bewältigung der heutigen Probleme und der Herausforderungen anbietet, mit denen sich die Muslime in verstärktem Masse konfrontiert sehen.













Organisationsstruktur





Die Jama’at-un Nur ist eine Bewegung mit einer offenen Struktur. Sie ist von der sunnitischen Tradition geprägt. Ihr gehören heute 20 Millionen Brüder (Schüler) in ca. 100 Ländern der Erde an. Die Gesamtleitung der Bewegung liegt in der Verantwortung einer „Arbeitsgemeinschaft“ gleichberechtigter Brüder /Schwestern in Istanbul. Der Aufbau der Bewegung, deren akademisches Potential überdurchschnittlich groß ist, geht von unten nach oben. Die einzelnen Lehrhäuser (Medresen) sind autonom und regeln ihre Angelegenheiten selbst. Sind Entscheidungen zu fallen, so tritt der „Mesveret“ (Beratungsgremium) zusammen. Diesem Gremium gehören alle Brüder an, die zum Zeitpunkt der Einberufung in der Medrese anwesend sind. Niemand ist ausgeschlossen.



Die Gemeinschaft unterhält sich ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen und Spendengeldern. Die Gemeindemitglieder beschäftigen sich mit dem „Risale-i Nur“ und die daraus gewonnenen Erkenntnisse wenden sie an und verbreiten sie weiter.



Sie gehen bei ihrem Eintritt in die Gemeinschaft keinerlei äußerliche Verpflichtung ein. Alle Regeln ergeben sich aus dem Koran, der Sunna, und aus dem Werk Said Nursis. Der Verpflichtung gegenüber der Gemeinschaft ist eine persönliche und innere Entscheidung und umfasst u.a. Tugenden wie Schweigsamkeit über die Angelegenheiten eines Bruders oder der Gemeinschaft, Treue, Aufrichtigkeit und Solidarität gegenüber den Mitbrüdern.









Das Staatsmodell



Said Nursis Modell befasst sich ausschließlich mit der islamischen Renaissance und den aus ihr resultierenden Folgen für das islamische Gesellschaftssystem. Gemäss dem Risale-i Nur versucht die Jama’at-un Nur nicht nur das Gewissen des einzelnen Menschen zu schärfen, sondern auch das Gewissen der real existierenden Gesellschaft. Das Nur-Modell geht davon aus, dass die heutige Gesellschaft sich in einer ideologischen Krise befindet und daher einer fundamentalen Veränderung und inneren Stabilität bedarf. Diese Veränderung zu bewirken, ist nach Auffassung der Nur-Schule die eigentliche Mission des Islam in der heutigen Zeit. Das Nur-Modell sieht als Voraussetzung an: die Stärkung des Glaubens durch Gewissensschärfung. die Verlagerung der islamischen Arbeit von Einzelpersonen in die Verantwortung von Gruppen (Said Nursi vertritt die Auffassung, dass gesellschaftsverändernde Leistungen nur in Teamarbeit bewältigt werden können. Es ist allerdings notwendig, dass die einzelnen Gruppen sich gegenseitig anerkennen, respektieren und zusammenarbeiten. Seine Regel: Du magst das Recht haben, zu sagen, dass deine Methode der bessere Weg oder richtiger sei. Du hast aber nicht das Recht zu behaupten, dein Weg sei der einzig richtige und nur dein Weg sei gangbar);



Verwirklichung des Einheitsgedankens unter den Muslimen, in den Beziehungen der islamischen Staaten untereinander, schließlich in der Kooperation mit anderen Religions-Gemeinschaften und hier insbesondere mit den Christen.



Bediüzzaman Said Nursi geht davon aus, dass die spirituelle Krise das schwerwiegende Problem unseres Zeitalters ist. Sie zu bewältigen, bedeutet, die Probleme der Menschheit zu lösen. Seiner Meinung nach kann diese Krise bewältigt werden, wenn es gelingt, den einzelnen Menschen positiv und lebensbejahend zu beeinflussen und zu verändern. Positiv verändern bedeutet für ihn, die Menschen wieder glaubensfähiger zu machen. Dieser Prozess setzt nach Said Nursis Auffassung voraus, dass die Religion so verkündet wird, dass sich die Menschen in ihrer konkreten Situation von dieser Verkündigung angesprochen fühlen.



Zeitgemäße Glaubensverkündigung und -lehre bedeutet nach dem „Risale-i Nur“, dass Religion und Wissenschaft eine Symbiose eingehen. Die Wissenschaft müsse mit religiösen Maßstäben gemessen werden, während die Religion sich gefallen lassen müsse, mit den Augen der Wissenschaft betrachtet zu werden. Aufgabe des Islam in der heutigen Zeit sei also auch, Religion und Wissenschaft miteinander zu versöhnen.









Der Freiheitsbegriff



Freiheit bedeutet nach dem Nur-Modell, dass jedermann sein Leben nach seinen persönlichen Bedürfnissen, Anschauungen und Mitteln gestalten kann. Nach Auffassung von Said Nursi können der Freiheit nur durch geltendes Recht Grenzen gesetzt werden.



Die Gesellschaft muss dem Unternehmertum zwar Gelegenheit geben, sich frei zu entfalten, sie muss aber gleichzeitig darauf bedacht zu sein zu verhindern, dass durch die Gewährung dieses Freiraumes bestimmte Gruppen herrschen. Freiheit bedeutet nach dem „Risale-i Nur“ eben auch Ende von Unterdrückung und Ausbeutung. Letztlich wird darauf verwiesen, dass in einer freien Gesellschaft kein Raum ist für Fanatismus und Despotismus. Notwendige und zeitbedingte Veränderungen persönlicher und gesellschaftlicher Natur sollten stufenweise und evolutionär bewirkt werden. Gewaltsame, aggressive und revolutionäre Ideen sind nach Auffassung der Jama’at-un Nur nicht geeignet, Freiheit im wohlverstandenen Sinne zu gewähren, zu garantieren und zu schützen.